Wir möchten euch heute unser neuestes Teammitglied vorstellen: Carolyn Menteith, Hundeverhaltenstrainerin bei tails.com. Sie verfügt über jahrelange Erfahrung und Expertenwissen rund um den Hund. Und hier sind ihre Top-Tipps, was man gegen Trennungsangst tun kann, vor allem bei Welpen, die erst im Lockdown in ein neues Zuhause gezogen sind.
„Während der Pandemie haben sich immer mehr Menschen für einen Hund entschieden. Vor allem diejenigen, die vorher aufgrund ihrer Arbeit keine Möglichkeit hatten, einen Welpen bei sich aufzunehmen, haben von Homeoffice und Co. profitiert und sich einen kleinen Vierbeiner nach Hause geholt. Wenn nun allerdings der Alltag wieder Einzug hält, fragen sich viele, wie sie den Hund mit ihrem gewöhnlichen Arbeitsleben vereinbaren können.”
Arbeitende im Homeoffice
„Für diejenigen, die auch nach dem Lockdown weiterhin im Homeoffice tätig sein werden, ist es wichtig, ihren Hund optimal in ihren Tages- und Arbeitsablauf zu integrieren. So schaffst du eine Routine für dich und deinen neuen Mitbewohner:
- Geh mit deinem Hund Gassi, bevor du dich an den Schreibtisch setzt. Richte ihm ein gemütliches Plätzchen in deiner Nähe ein und denk an ausreichend frisches Wasser.
- Setze dir Erinnerungen für regelmäßige „Hundepausen“. Dazu gehört natürlich ein kurzer Toilettengang und ein kleiner Mittagssnack für deinen Hund, aber unbedingt auch ein Spaziergang am Mittag und etwas Zeit zum Spielen oder Trainieren. Dein Hund weiß nicht, dass du arbeitest. Er merkt nur, dass du zu Hause bist und ihn offensichtlich ignorierst. Das ist schwer für ihn zu verstehen. Indem du regelmäßige Hundepausen zu festen Zeiten einplanst, in denen er deine ungeteilte Aufmerksamkeit erhält, wird es für ihn einfacher sein, sich den Rest des Tages alleine zu beschäftigen. Und diese Auszeiten sind nicht nur wichtig für deinen Hund, sondern auch für dich! Denn wir tendieren ja alle dazu, im Homeoffice wesentlich weniger Pausen zu machen. Eine Win-Win-Situation also!
- Wenn der langersehnte Feierabend kommt, gönne dir und deinem Vierbeiner noch einen langen Spaziergang, bevor du dich deiner Entspannung hingibst. Das verschafft ihm die nötige Bewegung und dir einen freien Kopf nach der Computerarbeit.“
Wieder zurück in die Arbeit?
„Manche von uns müssen allerdings auch wieder an ihren gewohnten Arbeitsplatz zurückkehren. Dadurch verändert sich das Leben deines Hundes um 180°. Deshalb habe ich heute 10 Top-Tipps für euch, wie die Umstellung für alle Seiten entspannt gelingt.
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass es für deinen Hund völlig ungewohnt und auch unnatürlich ist, alleine zu sein. Hunde sind soziale Lebewesen, die sich vor allem in ihrer sozialen Gruppe sicher und wohlfühlen. Deshalb kann es bei ihnen Stress, Angst oder sogar Panik auslösen, wenn sie plötzlich alleine gelassen werden. Trennungsängste sind daher kein Zeichen von schlechtem Verhalten oder Unerzogenheit, sie sind tatsächlich real und Stresssituationen für deinen Vierbeiner.
Symptome dafür sind: Bellen, Jaulen, Hecheln, Hinterlassen von Pfützen, zerstörerisches Verhalten, Kratzen an Türen, Fenstern oder auf Teppichen, Selbstverletzung, Angst oder sogar Aggressionen.”
10 Top-Tipps für die Umstellung
„Idealerweise hast du mit deinem Hund schon trainiert, dass das Alleinbleiben ihm keine Angst machen muss und dass er sich trotzdem sicher fühlen kann. Falls nicht oder falls dein Hund dennoch nicht gerne alleine bleibt, haben wir hier einige Ratschläge für dich, die helfen können:
- Als Erstes kannst du mit deinem Arbeitgeber abklären, ob du deinen Hund mit zur Arbeit bringen kannst. Manche haben damit kein Problem und in größeren Unternehmen gibt es dafür manchmal auch eine spezielle Betreuung.
- Sollte dies nicht möglich sein, musst du mit deinem Hund das Alleinbleiben trainieren.
- Wenn du einen Hund hast, der dir überall hin folgt – selbst auf die Toilette – solltest du ihm als Erstes zeigen, dass auch gute Dinge passieren können, wenn du nicht da bist. Wenn du das nächste Mal auf die Toilette (oder in die Küche gehst), verteile ein paar Leckerli auf dem Boden und lasse ihn dann alleine! Ein Treppengitter kann ihn davon abhalten, dir zu folgen.
- Wenn du ihn am Abend fütterst, lass ihn dabei alleine in einem Zimmer.
- So lernt er, dass gute Dinge passieren, auch wenn du nicht da bist.
- Sobald du das Gefühl hast, dass dein Hund sich mit diesen kurzen Trennungen wohlfühlt, kannst du dasselbe wiederholen, während du für einige Minuten euer Zuhause verlässt.
- Nach und nach kannst du die Dauer der Trennungen verlängern.
- Wenn es dich beruhigt, kannst du eine Webcam installieren, um deinen Hund zu beobachten, während du nicht daheim bist. So siehst du auch, ob er ruhig bleibt oder Stressanzeichen zeigt.
- Das Training wird einige Zeit dauern. Falls du noch nicht begonnen hast, solltest du einige Wochen einplanen, bevor dein Hund einen ganzen Arbeitstag alleine bleiben kann.
- Falls du denkst, dass dein Hund an Verhaltensproblemen aufgrund von Trennungsangst leidet, sprich mit ausgebildeten Hundetrainern, die sich mit diesem Thema auskennen. Sie können mit dir und deinem Hund arbeiten (auch virtuell) und dir mit Tricks und Tipps weiterhelfen.
Was du noch bei Trennungsangst tun kannst
„Damit dein Hund bestmöglich durch den Tag kommt, wenn du nicht da bist, helfen die folgenden Schritte:
- Geh mit ihm spazieren, bevor du zur Arbeit gehst, und gib ihm danach etwas Zeit, zur Ruhe zu kommen.
- Ein ruhiger Raum ist wichtig, in dem dein Hund sich ausruhen und schlafen kann.
- Stelle sicher, dass er sein Geschäft verrichtet und genügend Trinkwasser zur Verfügung hat.
- Du kannst auch das Radio anlassen, damit die ungewohnte Stille ihn nicht nervös macht.
Für aktive Hunde oder Hunde, die während des Tages eine Pause brauchen oder ein wenig Ansprache, empfiehlt es sich, einen Hundesitter einzustellen, der zu dir nach Hause kommt und mit ihm spazierengeht.
Hunde, die dennoch nicht alleine bleiben wollen, sind am besten in einer Hundepension aufgehoben. Das kann eine dauerhafte Lösung sein, aber auch nur eine vorübergehende Unterstützung, bis das Training mit einem Verhaltenstrainer abgeschlossen ist.”
Auswahl eines Hundesitters oder einer Hundepension
„Wenn du einen Hundesitter oder eine Hundepension auswählst, achte unbedingt darauf, dass sie gut versichert sind, über die notwendigen Qualifikationen verfügen und sich mit Hundehaltung und -pflege hervorragend auskennen. Oftmals wirst du auf zertifizierte Verhaltenstrainer oder Tierpfleger treffen. Am besten siehst du dir Referenzen von aktuellen Kunden an oder fragst deinen Tierarzt nach Empfehlungen. Du musst dir auf jeden Fall sicher sein, dass dein Hund gut aufgehoben ist, ganz gleich, was während des Tages passiert.
Manchmal liegt die Lösung aber auch näher als man denkt. Vielleicht kannst du deinen Hund auch einem Familienmitglied anvertrauen, solange du bei der Arbeit bist. Oder falls du in Teilzeit tätig bist, kannst du dir die Hundebetreuung möglicherweise auch mit anderen Besitzern in „Schichten” teilen.
Natürlich lässt sich die Hundehaltung und das reguläre Arbeitsleben vereinen, allerdings erfordert dies einiges an Vorbereitung, Training und Planung. Am besten fängst du frühzeitig an, holst dir Rat von Experten, und baust ein gutes Netzwerk auf, sodass du beruhigt an deinen Arbeitsplatz zurückkehren kannst, ohne dir Sorgen um deinen Hund machen zu müssen.“