Du hast gerade dein neues und ganz junges Familienmitglied beim Züchter abgeholt – Gratulation! So ein Welpe macht viel Spaß. Du hast jetzt aber auch die Verantwortung übernommen, ihn richtig zu erziehen. Als Erstes sollte er seinen Namen lernen und danach möchtest du ihm wahrscheinlich einige wichtige Befehle beibringen. Langfristig noch viel wichtiger als Sitz und Platz ist allerdings die Sozialisierung deines Fellknäuels.
Warum ist Sozialisierung bei Welpen so wichtig?
Sozialisierung bedeutet, deinem jungen Hund so viele neue Eindrücke wie möglich zu verschaffen. Je mehr er mit unterschiedlichen Situationen vertraut ist und je mehr spannende Erlebnisse er macht, desto entspannter und ausgeglichener wird er später als erwachsener Hund sein.
Als Hunde noch Wölfe waren, passierte diese Sozialisierung im Rudel von der Geburt an. Jungtiere lernten durch ihre Mama und ihre Geschwister, wie man mit Artgenossen umgeht. Was bedeutet Zähne zeigen? Was riecht hier so interessant? Wer darf zuerst fressen? Diese gehörten zu den wichtigsten Fragen im Wolfsrudel.
Heute muss sich dein Welpe hauptsächlich im Menschenrudel zurechtfinden – mit einer ganzen Reihe von interessanten Eindrücken, die er kennenlernen muss. Dazu gehören Dinge wie Autofahren, Tierarztbesuche, Sirenen, Kinderwagen und natürlich auch andere Hunde.
Wann sollte ich meinen Welpen sozialisieren?
Die Sozialisierung von Welpen ist an ein relativ kurzes Zeitfenster gebunden, das sich mit einem Lebensalter von 16 bis 18 Wochen wieder schließt. Sozialisierung ist ähnlich einer Prägung, wobei in diesem Zeitraum Gelerntes nie wieder vergessen und praktisch instinktiv angewendet wird. Bei einer Prägung wird eine bestimmte Reaktion auf ein bestimmtes Objekt oder eine Verhaltensweise trainiert.
Gehen wir davon aus, dass dein Welpe mit 6 bis 8 Wochen zu dir kommt (nämlich nach den ersten Impfungen). Dann dauert es nochmal 4 Wochen, bis er seine zweiten Impfungen bekommt und endlich unter andere Hunde darf. Dann hast du nur rund 4 Wochen Zeit, deinen Welpen an die (für ihn vielleicht überwältigende) Außenwelt zu gewöhnen.
Aber keine Angst: Es ist nicht so schlimm, wie es sich anhört. Ein guter Züchter hat schon von Geburt an mit der Sozialisierung begonnen, du musst also nur weitermachen. Dies ist einer der Hauptgründe, warum du einen Welpen lieber von verantwortungsvollen Züchtern kaufen solltest, damit du ihm einen perfekten Start ins Erwachsenenleben geben kannst.
Wie kann ich meinen Welpen sozialisieren?
Deine Fellnase sollte von klein auf so viele verschiedene Objekte, Lebewesen und Verhaltensweisen wie möglich kennenlernen.
- Verschiedene Menschen: Männer mit Bärten, Frauen mit Hüten, Menschen mit Brillen, Stöcken oder Rollstühlen, Briefträger, laute Kinder und ruhige Senioren …
- Verschiedene Tiere: ältere Hunde, andere Welpen, verschiedene Hunderassen, Katzen, Kaninchen, Kühe, Schafe …
- Verschiedene Geräusche: Sprechen, Lachen, Straßenlärm, Sirenen, Feuerwerke, Telefone, Türglocken, Musik …
- Verschiedene Orte: Zuhause, die Straße, den Park, die Straßenbahn, den Zug, das Auto, die Tierarztklinik, Straßenfeste, Wälder …
- Verschiedene Objekte: Fahrräder, Staubsauger, Waschmaschinen, Geschirrspüler, Rasenmäher, Schaukeln, Skateboards …
- Berührungen: am Kopf, der Schnauze, am Bauch und Schwanz, Maul öffnen, Ohren ansehen, Halsband und Leine anlegen, abtrocknen …
Am besten beginnst du langsam und in kurzen Einheiten von 15 bis 30 Minuten. Lade Freunde zu dir nach Hause ein und lasse deinen Welpen neben euch spielen. Fahre mit dem Auto spazieren und lass ihn hinausschauen. Setze dich in ein Café und lass deinen Hund unter deinem Tisch. Spiele ihm Musik vor oder auch Videos von Feuerwerken.
Ein wichtiger Teil der Sozialisierung ist auch dein eigenes Verhalten. Bleibe selbst ruhig und reagiere auch auf Dinge wie überraschenden Lärm entspannt und ohne große Gesten. So lernt dein Fellbündel, dass die meisten Dinge keine Gefahr darstellen und er bleibt selbst in Stresssituationen ruhig.
Und was passiert, wenn mein Hund nicht sozialisiert ist?
Wenn dein Welpe nicht richtig sozialisiert wurde, hat das Auswirkungen auf sein ganzes Hundeleben. Er ist leichter ängstlich und kann sich auf neue Situationen nicht so gut einstellen. Andere Anzeichen sind Trennungsängste, schlechtes Verhalten unter Artgenossen und Aggressionen bis hin zum Beißen. Wenn solche Dinge vorkommen, sprich am besten mit deinem Tierarzt.