Auch wenn gerade der Winter noch einmal Einzug hält, haben wir in den letzten Tagen bzw. Wochen schon einmal einen Vorgeschmack auf den Frühling bekommen. Unsere Tierärztin hat einige wertvolle Tipps für die neue Jahreszeit für euch zusammengestellt.
1. Nach langen Wintermonaten muss die Kondition sowohl beim Hund als auch bei Frauchen/Herrchen erst wieder aufgebaut werden. Wie gelingt es, Frühjahrsmüdigkeit am besten zu überwinden und wieder aktiver zu werden?
Rausgehen! Bewegung an der frischen Luft macht wach und kurbelt den Kreislauf an. Wie heißt es so schön: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“ Ein großer Spaziergang und dann zurück ins gemütliche Zuhause kommen – dann ist man auch abends richtig müde und kann gut schlafen.
2. Frühling ist Brut- und Setzzeit. Wie kann der Jagdinstinkt der Fellnase bestmöglich kontrolliert werden?
Üben, üben, üben. Nicht erst, wenn das Kaninchen hoppelnd vor der Hundenase wegläuft, sondern lieber im Vorfeld viele Trainingseinheiten einbauen. Es gibt natürlich Hunde mit stärker ausgeprägtem Jagdinstinkt, andere interessiert Wild dagegen relativ wenig. Daher sollte das Training angepasst werden. Klar ist, wenn der Hund nicht kontrollierbar ist und er einem Rückruf nicht sicher folgt, sollte er an der (langen) Leine spazieren gehen. Das ist viel sicherer – für den Hund und für die Wildtiere.
3. Im Frühling steht der Fellwechsel bei Vierbeinern an. Wie können Hunde hier unterstützt werden?
Die meisten Hunde wechseln zweimal im Jahr ihr Fell. Es gibt das wärmende Winterfell und das etwas weniger dichte Sommerfell. Je nach Rasse und Alter dauert dieser Fellwechsel zwischen 6 bis 8 Wochen. Das ist genau die Zeit, in der lose Fellballen über unsere Fußböden wehen und der Staubsauger immer griffbereit steht. So lange das Fell genauso schnell nachwächst wie es ausfällt, muss man sich keine Sorgen machen. Es sollten also KEINE kahlen Stellen beim Hund vorhanden sein! Der Fellwechsel ist vollkommen normal und ein physiologischer Vorgang. Für jeden gesunden Hund ist diese Zeit überhaupt kein Problem. Den Fellnasen kann aber geholfen werden, indem man viel bürstet. Das fördert die Durchblutung der Haut und das lose Fell wird schneller entfernt. Ein gesundes, artgerechtes Alleinfuttermittel deckt den Nährstoffbedarf von Hunden auch während des Fellwechsels ab. Bei extrem schuppiger und trockener Haut sollten jedoch der Tierarzt oder die Tierärztin um Rat gefragt werden.
4. Die meisten Frühlingspflanzen sind für Hunde giftig. Hast du Tipps & Tricks, wie wir Hunde davor schützen können, z.B. Krokusse zu fressen?
Es ist generell sehr wichtig, dass Hunden ein Kommando beigebracht wird, welches ein zuverlässiges Loslassen von Gegenständen aus dem Maul bewirkt. Die meisten Menschen benutzen dafür das Wort „Aus!“, welches sich gut eignet, da es kurz ist und man eine scharfe Betonung auf das „s“ setzen kann. Auch hier gilt: früh üben! Es gibt beispielsweise spezielle Anti-Giftköder-Kurse die ihr in Hundeschulen besuchen könnt. Wenn man sich nicht sicher ist, ob der Hund etwas Giftiges gefressen hat, sei es ein Krokus oder etwas anderes, sollte man direkt in die Tierarzt-Praxis gehen. Es gibt Medikamente, die dem Hund gespritzt werden können, damit sie Gefressenes erbrechen können. Je länger die Futteraufnahme her ist, desto mehr Gift ist bereits vom Körper aufgenommen und das Erbrechen hat keinen großen Effekt mehr. Daher ist bei Giftaufnahme Schnelligkeit gefragt.
5. Auch bei unseren Hunden gibt es ganz besondere Frühlingsgefühle… worauf ist bei läufigen Hündinnen besonders zu achten?
Der Zyklus von Hündinnen ist sehr individuell und je nach Rasse und Alter unterschiedlich. Es kann grob gesagt werden, dass eine Läufigkeit alle 6 bis 12 Monate auftritt und dann für 3 Wochen anhält. Wichtig ist, sich immer die Zyklusphasen der Hündin zu notieren, dann fallen Unregelmäßigkeiten und plötzliche Veränderungen besser auf. Während der Läufigkeit ist die Hündin nur in der Standhitze deckbereit. Das ist die Phase in der Läufigkeit, in der die Hündin einen Rüden nicht mehr verscheucht, sondern tatsächlich stehen bleibt, ihre Rute zur Seite legt und eine Deckungsbereitschaft aufzeigt. Das ist der fruchtbare Zeitpunkt im Zyklus einer Hündin. Sind keine Welpen geplant, sollte man Hündinnen vor allem in dieser Phase auf jeden Fall an der Leine halten. Einige Hündinnen sind sehr gestresst während der Läufigkeit und erleben eine hormonelle Achterbahn der Gefühle. Einige fressen nicht mehr gerne, bauen Nester, werden scheinschwanger, sind sehr launisch oder auch wieder sehr anhänglich. Sie sollten dann bei Tierärzt*innen vorgestellt werden, wenn man das Gefühl hat, dass sie sehr unter der Läufigkeit leidet. Ansonsten kann die Läufigkeit als eine normale Phase der gesunden erwachsenen Hündin betrachtet werden.
6. Ab Frühling werden auch Zecken oder Flöhe wieder aktiver. Welche Tipps gibt es, um Hunde vor Parasitenbefall zu schützen?
Der Schlüssel lautet: Zuverlässige Parasitenprophylaxe und zwar ganzjährig. Es gibt keine Zeckensaison! Ob man Hunden die Präparate als Tablette, Tropfen für die Haut oder Halsbänder geben möchte, ist den Halter*innen selbst überlassen. Ganz so, wie es für den Hund und den Alltag passend ist. Am besten ist eine Beratung in der Tierarzt-Praxis, denn die Produkte, die frei verkäuflich sind, bieten leider nicht ausreichend Schutz. Dieser ist aber sehr wichtig, denn vor allem Zecken sind Überträger von schlimmen Krankheiten.
7. Heuschnupfen gibt es nicht nur beim Menschen. Wie erkenne ich, ob mein Vierbeiner eine Allergie hat?
Es ist selten, aber auch Hunde können eine Pollenallergie haben. Sie äußert sich bei ihnen am ehesten durch tränende und entzündete Augen und Juckreiz. Deshalb sollten diese nach längeren Spaziergängen gebürstet und der Kopf mit einem frischen Handtuch abgerieben werden. Tierärzt*innen können außerdem helfen, die Symptome zu lindern.
8. Viele Hunde setzen in den Wintermonaten auch etwas Speck an. Wie gelingt es, Übergewicht sanft in Angriff zu nehmen?
Eine Futterumstellung, nicht das FdH-Prinzip! Wenn man Hunde einfach weniger füttert, bekommen sie auch weniger Nährstoffe und Vitamine und sie haben ständig Hunger! Bettelnden Hundeaugen standhaft zu bleiben, fällt uns allen schwer und so eine Diät ist oft nicht erfolgversprechend. Ein Futter mit moderatem Energiegehalt, höherem Rohfaseranteil bei gleichbleibendem Vitamin- und Mineralstoffgehalt hilft bei langfristigem und gesundem Gewichtsverlust. In Kombination mit der richtigen Bewegung klappt es dann super gut und der Hund wird viel gesünder. Denn: Übergewicht ist eine Krankheit und verkürzt nachweislich die Lebensdauer von Hunden.
9. Mit steigenden Temperaturen nimmt der Appetit bei Hunden wieder etwas ab. Hast du Tipps für leichtes Dog-Food?
Kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt anbieten. Viele Hunde fressen gerne in den kühleren Morgen- und Abendstunden. Frisches Wasser, gerne auch mal mit einem Eiswürfel gekühlt, deckt den erhöhten Wasserbedarf ab. Auch gekühlte Wassermelone ist zum Beispiel ein erfrischender Snack bei hohen Temperaturen. Lange Spaziergänge auf erhitzten, asphaltierten Böden und in der prallen Sonne sollten auf jeden Fall vermieden werden. Lieber morgens oder an kühleren Abenden große Runden gehen und sonst Siesta halten.
10. Wie lange sollte man nach der Fütterung warten, bis man eine Gassi-Runde dreht, um eine Magendrehung zu vermeiden?
Vor allem große Hunderassen sollten zwei Stunden nach der Fütterung nicht toben. Es gilt aber für alle Hunde: Sie dürfen sich natürlich bewegen und eine kleine Gassirunde ist nicht schlimm. Richtiges Rennen, Toben und Ballspielen sollte jedoch immer VOR der Fütterung stattfinden oder mit mindestens zwei Stunden Abstand NACH dem Fressen.
11. Viele Hunde lieben Wasser. Was sollte dringend beachtet werden, damit der Wasserspaß für den Vierbeiner nicht gefährlich wird?
Manche Hunde haben so viel Spaß im Wasser, dass sie oft nicht merken, wie erschöpft sie eigentlich schon sind. Sie toben bis zum „Umfallen“. Danach entdecken wir oft rissige Pfoten, Muskelkater bis hin zur „Wasserrute“. Hierbei handelt es sich um eine schmerzhafte Stauchung der Schwanzwirbelgelenke, die ähnlich einer Überbeanspruchung zu einer Entzündung zwischen den Wirbeln führt. Spiele am und im Wasser sind toll, aber man sollte darauf achten, dass Hunde Pausen einlegen, sie nicht zu weit rausschwimmen und in Strömungen und Strudel geraten.
12. Wie können Hunde bei steigenden Temperaturen optimal gegen Hitze geschützt werden?
Schatten und Wasser, niemals im Auto lassen, Ruhephasen während der Mittagshitze und bei Hunden mit dünner Fellstruktur gegebenenfalls einen Sonnenschutz auftragen.
13. Was ist zu beachten, wenn es mit dem Hund in den Auslandsurlaub geht?
Der Impfpass! Hunde benötigen die notwendigen Impfungen, einen Mikrochip-Transponder und Parasitenprophylaxe. Am besten informiert man sich, ob das Reiseziel darüber hinaus noch bestimmte Vorschriften hat. Wichtig ist, genügend Zeit einzuplanen, denn viele Impfungen müssen mindestens 3 Wochen vor Grenzüberquerung erfolgen. Wenn man mit dem Auto, Zug oder Flugzeug verreist, sollte man den Hund schon lange vorher an die Transportmittel gewöhnen. Auch Hunde können reisekrank werden und wenn sie die Situationen schon gewöhnt sind, sind sie entspannter und weniger gestresst.
14. Was gehört unbedingt in eine Hunde-Reiseapotheke?
Ein Verbandset für kleinere Schnittverletzungen, Pfotenschuhe, Medikamente gegen Durchfall und Übelkeit (diese erhält man nur von Tierärzt*innen unter genauer Anleitung VOR Reisebeginn), bei längeren Aufenthalten Wurmkuren (sonst immer nach jeder Reise, denn je nach Gebiet gibt es das Problem von Herzwürmern) und VOR Reiseantritt immer an den Ektoparasiten-Schutz denken.
15. Welche erste Hilfe-Griffe sollte jedes Frauchen/Herrchen kennen, z.B. bei Insektenstichen?
Ich finde es von großem Vorteil, wenn Halter*innen wissen, wie man einen Verband anlegt, dass er gut sitzt, nicht drückt und nicht rutscht. Bei Insektenstichen sollte in erster Linie gekühlt werden und der Hund sich ausruhen. Wenn es zu allergischen Reaktionen kommt, sollte man in die Tierarzt-Praxis gehen.